Heute möchte ich euch erzählen, was einem im Kopf vorgeht, wenn man realisiert, dass der Marathon, für den man sich angemeldet und noch nichts dafür gemacht hat, bereits in zwei Wochen ist und, ob es eine gute Idee ist einen Marathon ohne Vorbereitung zu starten.
Und warum?
2020 ist ein verrücktes Jahr! In jeder Hinsicht. Wettkämpfe werden abgesagt, virtuelle Events erleben ihren Höhepunkt.
Als auch mein letztes geplantes Event, der IRONMAN Duisburg aufgrund von Corona abgesagt wurde, habe ich nach alternativen Herausforderungen gesucht.
Mein erster Impuls: Ich greife nochmal die 40-Minuten-Marke an. Damit ich aber diesmal nicht versäume an meiner Grundlage zu arbeiten und stattdessen nur Tempo trainiere, kam mir das virtuelle Lauf-Event meiner Lauf-Crew (United Runners of Pfalz) gerade recht.
Ein virtueller Marathon, allerdings ohne Ambitionen!
Der Weg ist das Ziel.
Der Weg zum 1. Tatzenmarathon sollte gleichzeitig die Grundlage für mein Ziel „Sub-40“ sein, welches ich vor 2 Jahren knapp verfehlt hatte.
Soweit erstmal plausibel.
Was dann geschah…
Noch bevor ich mit der Vorbereitung anfing, zwickte es ein wenig im Fuß. Verletzungserprobt, weiß ich inzwischen wie sinnfrei es ist, in eine Verletzung rein zu trainieren. Das endet lediglich in langen Verletzungspausen, in gar keinem Fall aber mit erstrebten Bestzeiten.
Also habe ich meinen Fuß geschont und bin nur 1-2 mal die Woche locker Laufen gegangen, um ja nichts zu riskieren und bin stattdessen sehr viel Rad gefahren, was zweifelsfrei die beste Entscheidung war.
Die Wochen flogen vorbei und ich habe viele Tausend Kilometer auf meinem Rennrad zurückgelegt, bis ich dann plötzlich…
Ach, du bist auch angemeldet?
… eine Nachricht erhalten habe, die mir ein kleines Flaues Gefühl im Bauch hervorrief. „Ach, du bist auch beim Tatzenmarathon angemeldet?“
FUCK! JA! Bin ich… Aber….
Kein wenn und kein aber!
Das hast du dir selbst eingebrockt, das badest du jetzt auch aus.
Einen Rückzieher wollte ich nicht machen, zu stolz – und eigentlich auch fit genug. Unzählige Stunden habe ich im Sattel gesessen, aber viel gelaufen bin ich trotzdem nicht. Das wird also viel weniger eine konditionelle Herausforderung als eine Muskuläre.
Die „Vorbereitung“
Also Augen zu und durch. Ich hatte jetzt noch genau zwei Wochen bis zum 1. Tatzenmarathon und bin die letzten 12 Wochen im Schnitt gerade mal 15 Kilometer gelaufen, dafür aber wie gesagt sehr viel Rad gefahren.
Die vorletzte Woche habe ich dann nochmal genutzt, um sage und schreibe 37km verteilt auf 3 Einheiten zu laufen, damit ich dann in der Woche vor dem Marathon die Beine nochmal ausruhen kann.
Raceday
Da das ganze ein virtuelles Event war und ich weiß, wie lang 42 Kilometer werden können, habe ich am Tag vor dem Marathon vorsichtig im Freundeskreis gefragt, ob mich der Eine oder Andere ein paar Meter begleiten mag. Natürlich war das ganze sehr spontan, aber wenigstens für die ersten 10 Kilometer kündigte sich Begleitung an.
Am Morgen des Marathons habe ich mir dann einen Klapptisch am Feldrand platziert und dort Getränke und Gels platziert. Diesen Tisch würde ich im Laufe des Tages 12x passieren, denn ich habe mir einen Rundkurs mit exakt 3,5 Kilometern ausgesucht, damit ich meine Getränke nicht mit mir rumtragen muss. Gute Entscheidung!
Die ersten 10 Kilometer vergingen wie im Flug – schließlich war ich nicht alleine und es gab jede Menge zu erzählen.
Ich wurde in Runde 3 aber schon ein wenig unruhig, dass ich die weiteren 9 Runden nun alleine bestreiten müsste.
In Runde 4 ging es dann also Solo weiter. Ich, ganz alleine…. Mit meinem Lieblings-Podcast „Gemischtes Hack“! (Shoutout an Felix Lobrecht und Tommi Schmitt!)
Doch schon in Runde 5 wurde ich überrascht und ich bekam wieder Besuch! Wahnsinn! Das läuft. Auch die nächsten Runden vergingen durch die Ablenkung wie im Flug.
Ab Runde 10 war ich dann wieder alleine unterwegs und meine Beine hatten langsam auch keine Lust mehr. Aber ab Runde 10 standen auch Frau und Kinder auf der Strecke und feuerten mich fleißig an!
Wie hätte ich mit diesem Support also nicht über meine Ziellinie laufen können? Geschafft! 42,195km. Bei mir vor der Haustür. 12x im Kreis!
Und das tollste? Einen Tag später kann ich ganz normal Treppen laufen!
Fazit
Natürlich schafft ein trainierter Ausdauersportler so einen Marathon auch mal „aus der Hüfte“. Muskulär ist das aber hintenraus alles andere als Spaß.
Auf gar keinen Fall empfehle ich das aber Lauf-Einsteigern. So etwas sollte man nur machen, wenn man schon einige Lauf-Jahre in den Beinen hat und man weiß, was in einem Marathon auf einen zukommt.
Also: Don’t try this at home 😉